Leben ohne Netz

Viele können sich das vielleicht gar nicht vorstellen, aber Leben in Kenia bedeutet, keine Krankenversicherung zu haben. Es gibt zwar private Versicherungsagenturen, aber die monatlichen Prämien sind selbst für die Durchschnitts-Bevölkerung nicht leistbar. 

 

Im Alltag bedeutet das, dass viele "kleinere" Wehwehs so gut wie möglich zu Hause behandelt werden. Apotheken sind unter anderem die großen Gewinner. Statt Geld in einen Arzt zu investieren um im Anschluss erst recht Geld für Medikamente ausgeben zu müssen, üben sich viele in Selbstdiagnose und werfen Pillen in Eigenregie ein. 

Kinder werden zum Teil noch zu Hause auf die Welt gebracht, gebrochene Knochen "ruhig gestellt", ins Krankenhaus zu gehen bedeutet immer einen unglaublichen finanziellen Aufwand. 

Und - man wird dort gar nicht erst behandelt, wenn man nicht vorher nachweisen kann, dass man für die Behandlung auch aufkommen wird. 

 

Eine Episode aus einem Krankenhaus in Kilifi: eine Mutter kommt mit einem ca. 8 jährigen Buben, er brüllt ohrenbetäubend und windet sich vor Schmerz. Eine Schlange hat ihn gebissen. Das Gegengift muss in den nächsten 3 Stunden verabreicht werden, sonst stirbt der Bub. Die Mutter ist verzweifelt - sie hat kein Geld - der Vater arbeitet in Mombasa, es ist nicht sicher ob er es rechtzeitig schaffen wird. Wir fragen einen Arzt, wie das möglich sein kann, dass dem armen Kind nicht geholfen wird. Ob Ärzte in Kenia nicht auch einen Eid schwören Leben zu retten? Ja, eigentlich tun sie das. Aber - um das Gegengift zu verabreichen muss man in die Krankenhaus-eigene Apotheke gehen und es zuerst besorgen - und dort MUSS jemand bezahlen. Wenn es also keine Eltern tun, müsste der Arzt dies aus seiner eigenen Tasche tun. "Ich habe selber fünf Kinder...." sagt er mit gesenktem Blick. Ein elender Teufelskreis... 

 

Viele Menschen aus den ärmsten Regionen können sich ganz einfach nicht leisten zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Wir sehen viele Menschen mit verkrüppelten Beinen, Menschen, die das Augenlicht verloren haben, wild zusammen gewachsene Knochen, die nach einem Bruch nicht geschient wurden... zum Teil "banale" Dinge, die ohne Folgeschäden hätten behoben werden können. Wenn man das Geld dafür hätte. 

 

Zum Teil geht es um Bagatelle-Beträge (aus unserer Sicht) - EUR 50,- aus der Tasche meiner Freundin haben übrigens das Leben des kleinen Buben gerettet. Um EUR 20,- können bereits Jiggas (siehe Blog-Artikel) entfernt werden, um Verkrüppelungen zu vermeiden. 

 

Ganz aktuell haben wir wieder einen furchtbaren Fall herein bekommen. Kache Ngumbao hat Brustkrebs. Ein riesiger Tumor ist unübersehbar an ihrer linken Brust. Sie bräuchte dringend eine Operation und anschließende Chemo-Therapie. Aber dafür ist kein Geld da. EUR 500,- könnten ihr Leben retten, aber das ist für viele Familie mehr als ein Jahresgehalt. 

Bitte helft uns, Kaches Leben zu retten! 

 

Ich gehe heute mit traurigen Bildern schlafen.... Und mit einer unglaublichen Dankbarkeit dafür, dass ich - ganz ohne mein Zutun - an einem Fleckchen geboren wurde, wo diese Probleme undenkbar sind. 

 

 

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