Afrikaner werden allgemein als unpünktlich betrachtet. Der Begriff "Afrikanische Zeit" wurde geprägt, und ist als "mindestens eine Stunde nach der vereinbarten Zeit" zu verstehen. In den USA sagen sie: "Wir treffen uns um 10.00 Uhr CPT" das steht für Farbige Menschen (Colored Peoples Time) damit räumen sie schon ein, dass es auch später sein könnte... :-)
Aber warum halten die meisten Afrikaner keine Zeit ein? Und ist dies die Ursache für Armut in den meisten afrikanischen Staaten?
Lasst mich versuchen, es aus einer kenianischen/afrikanischen Sicht zu erklären obwohl nach fast 5 Jahren in Österreich, hat sich zum Teil auch meine Einstellung zum Thema Zeit geändert.
In erster Linie ist es eine kulturelle Sache. Afrikaner sind sehr soziale Menschen, es ist immer Zeit für alles, wenn du abends um 7.00 Uhr jemand spontan in seinem Haus besuchen kommst, wirst du immer willkommen sein, und sie werden mit dir teilen, was sie an Essen oder Geträneken zu Hause haben. Afrikaner werden auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule anhalten, um einem Nachbarn zu helfen, ein entlaufenes Huhn zu fangen oder einen fremden Wagen, der im Schlamm steckt, herauszuhelfen. Für viele ist Zeit eine Periode und kein Punkt. Deshalb werden Arbeitsplätze nicht pro Stunde, sondern pro Tag oder pro Monat oder pro Arbeitsmenge bezahlt. Die afrikanische Zeit beschränkt sich nicht auf das Ticken einer Uhr. Die Afrikaner messen an Momenten wie Sonnenuntergang, Sonnenaufgang, das Krähen des Hahns usw. Besser spät als nie ist ein bekanntes Sprichwort unter Afrikanern. Für Afrikaner ist "Time is Money" ein Ausdruck, der keinen Sinn macht. Zeit hat keine Beziehung zu Geld, Zeit ist in Beziehung zu Beziehungen, wie Menschen miteinander interagieren.
In vielen afrikanischen Kulturen wird es sogar als unhöflich und eine schlechte Angewohnheit gesehen, pünktlich zu sein. Zum Beispiel, wenn man früh oder rechtzeitig zu einer Hochzeit kommt, wird man als gierig angesehen, man kam zum essen. Das selbe gilt für eine Beerdigung - auch hier kann es als gierig aufgefasst werden oder vielleicht hatte man sogar etwas mit dem Tod des Verstorbenen zu tun? Die Ältesten und Autoritätspersonen werden nie rechtzeitig eintreffen. Wenn sie früher kommen würden, würden sie den Gästen ja die Gelegenheit nehmen, sie würdevoll in Empfang zu nehmen.
Ein weiterer Faktor könnte die kurze Lebenserwartung sein. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Afrika beträgt 52, während der globale Durchschnitt 66 Jahre beträgt. Das Leben ist also in Afrika kurz, so dass Afrikaner jeden Moment genießen wollen. Sie engagieren sich in Aktivitäten, die aufregend und spannend sind. Sie würden sofort aufhören, mit was auch immer sie gerade tun, um ihre Neugier zu befriedigen oder jemanden in Not zu helfen oder auch ein gutes Gespräch mit einem Fremden zu führen, über ein Thema, das gerade aufgetaucht ist. Das ist der Grund, warum Afrikaner trotz der Armut ein glückliches Volk sind.
Hier sind einige interessante Zitate über Afrikaner und Zeit:
- Afrikaner warten nie auf Zeit, die Zeit wartet auf Afrikaner.
- Afrikaner leben in der Zeit, nicht für die Zeit.
- Als Gott den Menschen erschuf, gab er dem weißen Mann eine Uhr und dem schwarzen Mann die Zeit.
Ist es ein Fluch, dass Afrikaner nicht gut sind, Zeit einzuhalten?
Was sind eure Erlebnisse mit afrikanischer Zeit?
PS. Der Fairness halber und um nicht zu sehr zu generalisieren möchte ich noch anfügen, dass es natürlich auch pünktliche Afrikaner gibt :-)
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